kanthari – Die Kraft einer kleinen Chili

Sabriye Tenberken und Paul Kronenberg sind sie Gründer unseres neuen Förderpartners kanthari. Hier stellen sie ihre großartige Initiative vor und verraten euch, was eine kleine, scharfe Chili damit zu tun hat.

Wir bezeichnen Personen, die sich mit Feuer und Leidenschaft, mit kritischem Denken und nachhaltigen Ideen für die Lösung sozialer und umweltbezogener Probleme einsetzen, als „kantharis“.

Warum? Die Kanthari ist eine kleine, aber sehr scharfe Chili, die überall im südindischen Kerala wild wächst. Man pflanzt und pflegt sie nicht, sie säht sich selbst aus. Wenn sie einmal Wurzeln geschlagen hat, übersteht sie jede Katastrophe. Sie ist resilient, und, obwohl sie nicht allen schmeckt, ist sie gesund, senkt den Blutdruck, wirkt reinigend und wird als effektives Schmerzmittel eingesetzt. Dazu macht sie wacher als ein starker Espresso.

Kanthari – eine kleine Chili mit großer Wirkung

Für uns verkörpert sie damit in gewisser Weise die Eigenschaften eines engagierten „Weltveränderers.“ Deshalb ist „kanthari“ auch der Name unseres internationalen Instituts für „Impact Leadership.“ Die Kleinschreibung ist dabei übrigens beabsichtigt, um unsere Sehnsucht nach einer hierarchiefreien Gesellschaft auszudrücken, in der sich alles und jeder „kleinschreibt.“

Aber kommen wir zurück zum Thema: Ein „Leadership-Institut?“ Haben wir nicht schon genug davon? Richtig, es gibt tausende solcher Leadership-Programme, von denen viele einen sozialen Fokus haben, da „Social Entrepreneurship“ im Trend liegt. Dennoch glauben wir, dass unser Institut eine entscheidende Lücke füllt. Worin liegen also die Unterschiede zu herkömmlichen Programmen?

Sabriye Tenberken und Paul Kronenberg

Der erste Unterschied liegt im Auswahlverfahren. Wer besitzt die kanthari-Qualitäten und ist am besten geeignet, nachhaltige und positive Veränderungen in der Gesellschaft herbeizuführen? Bei uns werden Bewerber nicht nach Schul- und Universitätsabschlüssen beurteilt. Wir setzen auf Persönlichkeiten, die selbst Krisen erlebt und überwunden haben. Sie kennen „ihr“ ausgewähltes Problem aus leidvoller Erfahrung und bewerben sich mit ihrer eigenen Lebensgeschichte sowie einem konkreten Ansatz für die nachhaltigen Lösung des Problems.

Das Alter, die Herkunft oder körperliche Einschränkungen spielen dabei kaum eine Rolle. Die zu lösenden Probleme beziehungsweise Themen der Teilnehmenden variieren ebenfalls. Einige bewerben sich mit Umweltprojekten, andere kommen aus dem alternativen Bildungsbereich, wieder andere aus Kriegsgebieten, um Friedensmaßnahmen einzuleiten.

Im Rahmen des 12-monatigen Programms leben und arbeiten die Teilnehmer sieben Monate zusammen auf dem kanthari-Campus. Dabei lernen sie spielerisch alles, was sie für den Aufbau und die Aufrechterhaltung einer Organisation mit sozialem oder umweltbezogenem Schwerpunkt benötigen.

Die „kantharis“ beim Lernen

Aufgrund der Vielfalt der Themen unserer Teilnehmer entwickelten wir ein eigenes, flexibles Curriculum, das auf den Prinzipien der Interdisziplinarität und des erfahrungsbasierten Lernens fußt. Es gibt keine Professoren auf der einen und Studenten auf der anderen Seite – stattdessen interagieren die „kantharis“ mit erfahrenen und äußerst engagierten Mentoren, die wir „Katalysatoren“ nennen.

Nach dem Abschluss des Programms kehren die kantharis in ihre Heimatländer zurück, wo sie ihre Projekte umsetzen und von unserem weltweiten Netzwerk an kanthari-Alumnis weiter unterstützt werden. Und der Lernerfolg lässt sich sehen: Von 280 Teilnehmenden aus 55 Ländern leiten mehr als 170 kantharis ihre eigenen Sozial- und Umweltprojekte. Auch die restlichen Teilnehmer sind erfolgreich unterwegs. Sie arbeiten zum Beispiel in höheren Regierungspositionen oder leitenden Funktionen in Unternehmen und Verbänden.

Der nachhaltige kanthari Campus im südindischen Trivandrum

Limbi und Israel sind zwei erfolgreiche Beispiele von kantharis, die dank der Programm-Teilnahme mit ihren eigenen Initiativen durchstarten konnten:

Limbi aus Kamerun stammt von einem Waldvolk, dessen Lebensgrundlagen bedroht sind. Nun setzt sie sich erfolgreich dafür ein, Wälder im Südwesten Kameruns vor der Abholzung zu bewahren. Dafür bildet sie Frauen ihres Stammes in der Ernte von alternativen Erzeugnissen aus dem Wald aus. Diese können jedoch nur geerntet werden, wenn die Frauen die entsprechenden Bäume schützen und neue pflanzen.

Ein weiteres inspirierendes Beispiel ist Israel aus Nigeria, der selbst 12 Jahre auf der Straße gelebt hat und erst im Alter von 22 Jahren Lesen und Schreiben erlernte. Er hat ein Zuhause für Straßenkinder gegründet, in dem er ihnen neue Perspektiven jenseits von Drogen und Kriminalität bietet. Die Kinder kommen freiwillig zu ihm, denn er kennt ihr Leben, verurteilt sie nicht und spricht auf Augenhöhe mit den Straßenkindern.

Diese Beispiele zeigen, wie kanthari-Teilnehmende aus ihrer eigenen Erfahrung heraus Veränderungen anstoßen und ihre Gemeinschaften positiv beeinflussen. Das kanthari-Institut bietet ihnen die Werkzeuge und Unterstützung, um ihre Initiativen erfolgreich umzusetzen und eine nachhaltige Wirkung zu erzielen.

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